Durch die Miete von Bienenvölkern helfen Sie unmittelbar den Bienen und der Natur. Sie profitieren natürlich von einem einzigartigen Nachhaltigkeitsprojekt und erhalten ihren eigenen Honig. Hierbei unterstützen wir Sie und betreuen ihre Völker ganzjährig. Dies umfasst das Aufstellen, die Ernte und Vorbereitung auf die Winterruhe. Die gemietete Bienenbeute wird direkt bei Ihnen aufgestellt, oder wir stellen Ihre Bienen, auf Wunsch, an einem unserer Plätze auf. Die Kosten für solch einen Service belaufen sich, bei verschiedensten Anbietern, je nach Aufwand und Anfahrt auf ca. 200-300 Euro monatlich.
Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, möchte ich noch ein wenig auf die Tränendrüse drücken und ihnen vorgaukeln, dass Sie mit dieser Aktion wirklich die Bienen unterstützen, etwas sinnvolles gegen das Bienensterben tun und die Umwelt positiv beeinflussen. Ich persönlich tue dies selbstverständlich nur aus Nächstenliebe…
So, oder so ähnliche Angebote haben Sie sicher schon häufiger gelesen.
Meineserachtens ist ein der Großteil dieser Angebote schlichtweg Augenwischerei. Die „Angebote“ lesen sich für Außenstehende schön, wenn man (als Imker) allerdings kritisch in das Kleingedruckte schaut fallen eklatante Misstände auf.
Einige Punkte, die mir missfallen:
- Bienenstöcke werden komplett aufgestellt, Behausung inclusive, teilweise in Wunschfarben
-Selbstverständlich gehören die „Bienenkisten“ zu solchen Vorhaben. Man kann die Tiere schlecht auf der freien Wiese halten. Ob die „Kiste“ nun rot, gelb oder blau gestrichen ist stört die Tiere nicht und kann unter üblichem Holzschutz verbucht werden.
- Der „Mieter“ muss sich um keinen Papierkrieg kümmern
-Warum auch ?
Jeder Standortwechsel von Bienen hat gesetzlich gemeldet zu werden. Ist der Stand dauerhaft hat dieses bei der Tierseuchenkasse und beim Veterinäramt (NRW) mit gültigem Gesundheitszeugnis zu erfolgen.
Das hat allerdings der Imker zu erledigen, der Mieter, oder Grundstückseigentümer des neuen Standes kann das gar nicht.
Dies ist vergleichbar mit dem Verleihen eines Autos. Leiht man sich eines, ist der Halter für Anmeldung und Versicherung zuständig, aber nicht derjenige, der es 14 Tage fährt…
Hier wird mit „Selbstverständlichkeiten“ geworben, die mindestens abmahnwürdig sind, wenn nicht sogar gegen den „unlauteren Wettbewerb“ verstoßen.
- Durchsichten und Behandlungen inclusive (meist laut Angabe etwa 6-8 Besuche im Jahr)
-Dieser Punkt stört mich massivst.
Fakt ist, dass Bienen gesetzlich gegen die Varroamilbe behandelt werden müssen.
Wirtschaftsvölker werden 2x jährlich behandelt. Einmal davon nach der Honigernte, meist mit organischen Säuren.
Hierbei muss man allerdings mindestens zwei mal an die Bienen. Einmal setzt man die Säure ein, beim zweiten Besuch entnimmt man die dazugehörige Apparatur. (Es gibt auch aufwendigere Verfahren, aber die sind mit bis zu fünf Besuchen verbunden)
Die nächste Behandlung erfolgt dann gegen Weihnachten, es wird eine organische Säure auf die Bienen geträufelt.
-Wir sind hier also schon bei drei Besuchen, die gesetzlich vorgeschrieben sind.
Anfang des Frühjahres muss man die Tiere auf korrekten Sitz und Futter kontrollieren, und den natürlichen Totenfall des Winters beseitigen. Gegebenenfalls nachfüttern.
Kurze Zeit später, wenn Tracht einsetzt und die Tiere Nektar eintragen muss man das Winterfutter entnehmen und Honigräume vorbereiten. Die Entnahme des Winterfutters ist zwingend notwendig, da die Tiere ansonsten das Winterfutter, Zucker, mit dem zu noch zu sammelnden Honig vermischen würden. Somit wäre der eingelagerte Honig nicht mehr verkehrsfähig.
-Dies wäre der vierte und fünfte Besuch. (Wir befinden uns Mitte April, Anfang Mai)
- Honig sollen die Tiere auch geben? (der ist ja schliesslich im Angebot inbegriffen)
-Auch den tragen die Tiere nicht von alleine in den Schleuderraum, also muss der Imker ihn schon selber holen.
Dieses geht mit einem Besuch, allerdings sind die Bienen nicht sehr erfreut darüber wenn man ihnen ihre hart erarbeiteten Wintervorräte abnimmt.
Im Regelfall legt man einen Tag vor der Honigentnahme eine „Schleuse“ zwischen Brutnest und Honigraum, durch die die Bienen den Honigraum verlassen, aber nicht mehr dahin gelangen. Am nächsten Tag kann dann der Honigraum weitestgehend bienenfrei entnommen werden.
Die Waben werden geschleudert und dann nochmals zum Leerschlecken aufgesetzt und einige Tage später wieder entnommen und trocken im Lager eingelagert.
-Der war der SECHSTE Besuch (oder war es schon der neunte?)
Dies war eine Kurzfassung der Arbeitsschritte, ohne die es nicht möglich ist die Tiere zu halten und Honig zu gewinnen.
Soweit ließen sich auch die 6-8 Besuche erklären.
Aber egal, die Tiere werden den Winter nicht überleben. Dafür brauchen sie zwingend Futter, da wir ihnen ja ihre Vorräte gestohlen haben. Zusätzlich ist unser Honig nicht in jedem Fall zur Überwinterung geeignet.
Für die Fütterung müssen nochmals mindestens 2 Besuche angesetzt werden.
Solch eine Haltung wäre allerdings weder im Sinn der Umwelt, der Nachbarschaft, noch im Sinne der Tiere.
Bienen „vermehren“ sich in der Regel dadurch, dass sie eine neue Königin heran ziehen und sich die alte Königin mit ca. der Hälfte des Volkes einen neuen Ort sucht. Ein Bienenschwarm entsteht…
Es ist ein recht spektakuläres Ereignis, wenn ca. 20.000 Bienen innerhalb kürzester Zeit die Beute verlassen und eine schwarze Wolke durch die Straßen fliegt.
Ich hatte einmal das Vergnügen in solch einer „Wolke“ zu sitzen. Scheinbar sind einem Kollegen einige Tiere abhanden gekommen und sie kamen durch unsere Straße als ich gerade auf dem Balkon saß. Der Schwarm war eine etwa 15-20 Meter breite und hohe Wolke und es wurde so dunkel, dass man das Nachbarhaus auf der anderen Straßenseite nicht mehr richtig sehen konnte.
Ich war von dem Schauspiel begeistert, dieses Erlebnis vergisst man nicht mehr. Normalerweise wird man „nur“ zu Schwärmen gerufen, die sich schon gesammelt haben. In einem fliegenden Schwarm zu stehen ist schon außergewöhnlich.
Als Imker reagiert man darauf wahrscheinlich aber nicht wie ein normaler Mensch. Ein normaler Mensch sucht nämlich eher das Weite, als eine Kiste in die der Schwarm passen könnte und diesem hinterher. Kinder werden wahrscheinlich in Panik geraten und Oma, die gerade mit ihrem Dackel einen Spaziergang macht, einem Herzinfarkt erliegen.
Auch die Nachbarschaft ist nicht gerade erfreut darüber, wenn sie solch ein Schauspiel mehrmals jährlich aus mehreren Kisten bewundern darf. 😉
Je nach Veranlagung der Tiere liegt die Zeit des Schwärmens etwa zwischen Ende April bis Juni.
Um das zu unterbinden muss man in dieser Zeit etwa alle 9 Tage Kontrollen durchführen. (Also nochmals ca. 6-7 Besuche)
Diese Kontrollen sind in meinen Augen nicht nur der Nachbarschaft, sondern auch der Gesundheit der Tiere und der Eindämmung der Varroamilbe geschuldet. Man geht davon aus, dass ein frei lebendes Bienenvolk nur etwa ein bis zwei Jahre überlebt. Dann stirbt es aufgrund der Vermilbung. Vorher vermehrt es sich allerdings noch und trägt diese durch die Umwelt, was allen Imkern im Umkreis von mehreren Kilometern zu schaffen macht. Geht man hier von einem Flugradius von ca. 3 Kilometern aus und dass sich das nachgeschaffene Volk mehrfach vermehrt, kommt man recht zügig auf einen unkontrollierten Flugbereich von 10-20 Kilometern Entfernung.
Das hört sich im ersten Moment nicht schlimm an, auf den zweiten Blick erkennt man allerdings, dass sich aus dieser Entfernung und dem daraus resultierenden Flugkreis eine Fläche von ca. 80 bis 300 QUADRATKILOMETER berechnet, in der sich diese Tiere bewegen. Selbst die kleinst angenommene Fläche ist vollkommen indiskutabel!
Gegen schwärmen lassen ist in freien Gebieten nicht viel einzuwenden, man sollte sich dann allerdings um seine Schwärme kümmern.
Da nicht jedes Volk gleich ist und im laufe des Jahres auch nicht planmäßige Arbeiten anfallen, können die Besuche natürlich nach oben oder unter variieren.
Ich persönlich frage mich bei den angebotenen Leistungen allerdings wie man es verantwortungsvoll schafft die Tiere zu betreuen. Vor allem in Hinblick auf die Nachhaltigkeit und Umweltförderung, die doch so hoch beworben wird.
Des weiteren frage ich mich ob es sich hier noch um Nachhaltigkeitsförderung handelt, oder darum möglichst viele Bienenvölker, am besten günstig zugekaufte Ableger, auf eine Wiese zu stellen, sich weitgehend selbst zu überlassen und im Winter eingehen zu lassen um möglichst viel Geld ab zu schröpfen. Im nächsten Frühjahr kann man dann sehr schön neue Ableger stellen. (Dies erspart dann auch eine Wintereinfütterung)
Bei solch einer Haltung, und Einstellung, auch noch damit zu werben, dass der Mieter den eingetragenen Honig bekommt, halte ich persönlich für eine Frechheit.
Setzt man hier einen Schnitt von 30 kg Ertrag und 200€ Monatsmiete an, zahlt der Mieter einen stolzen Preis von 80 Euro pro Kilogramm Honig!
Wenn man dann noch bedenkt, dass die Tiere vollkommen indiskutabel gehalten werden und die Umwelt eher belastet als unterstützt wird, sollte man bei solchen unseriösen Angeboten besser auf Futterspenden in Tierheimen setzen. Dann weiß man auch, dass die Hilfe da ankommt wo sie gebraucht wird.
Sicher gibt es viele Imker (die Mehrzahl), die sich hervorragend um um die Versorgung ihrer Tiere kümmern und denen die Tiere am Herzen liegen. Die Mehrheit der Imker lebt für, aber nicht von der Imkerei. Hier ist sicher nichts gegen kostendeckende Arbeit und Miete einzuwenden. Man sollte dieses Vorhaben allerdings äußerst kritisch hinterfragen.
Die Imker, die sauber arbeiten, werden sicher nicht böse darüber sein und ihre Arbeitsweise detailiert erklären können.
Sollten Sie eine Miete von Bienen in Betracht ziehen und mit ihrer Firma eventuell „Corporate Social Responsibility (CSR)“ betreiben wollen, können Sie gerne auch mit mir Kontakt aufnehmen.
-Ob es beidseitig passt, oder nicht, wird man sehen.
Dieses Arrangement kann durchaus steuerlich sinnvoll sein.
Fragen Sie vorab einfach ihren Steuerberater.
Einige Anregungen zu dem Bereich sind beispielsweise auf der Seite https://csr.nrw.de/ zu finden.
Auch die Bestäubungsleistung der Honigbiene ist wohl auch nicht von der Hand zu weisen. Ohne die Biene sind Obstplantagen kaum rentabel.
-Hierfür sind allerdings weitreichende Vorbereitungen zu treffen. So ist es nicht sinnvoll mal eben 5 Völker in eine Plantage zu setzen. Aus 2 richtig vorbereiteten Völkern fliegen wesentlich mehr Bienen zur Bestäubung aus wie aus 5 „normalen“.
In Anbetracht der Vorbereitungen und Kontrollfahrten empfinde ich eine Bestäubungsprämie in solchen Fällen als angemessen.
Bei ganzjährigen Standorten sehe ich davon nach dem Motto „eine Hand wäscht die andere“ ab.
Wenn Sie als Privatperson Bienen unterstützen wollen, denken Sie doch einmal über ein Bienenhotel für Wildbienen nach. Diese sind nämlich im Gegensatz zu der Honigbiene tatsächlich gefährdet.
Auch ein „unordentlicher“ blühender Garten ist ist wahrscheinlich für die Insekten in ihrer Umgebung mehr wert wie eine gemietete Bienenkiste. Zusätzlich ist er bunter und pflegeleichter wie englischer Rasen.
Wenn Sie dennoch Spass an der Honigbiene haben, und das Umfeld stimmt, können wir uns gerne über 3-17 Bienenstöcke auf ihrem Grundstück unterhalten. Die Bienen geben für eine schöne Umgebung (fast) freiwillig Honig ab.
Es lässt sich sicher ein Weg finden, Sie können gerne Kontakt aufnehmen.